August.2011

Unvergessen! Siegfrid Meise (1956–2010)
 

 
Vor einem Jahr stand Motor Trachenberge unter Schock. Unser „Siggi“ Meise war von uns gegangen. Uns allen ist er jedoch in bester Erinnerung geblieben – als Sportkamerad, Kumpel, Mensch. Genau ein Jahr nach seinem traurigen Ableben möchten wir an ihn und unsere gemeinsame schöne Zeit zurückdenken.
 

Siegfrid Meise wurde am 22. Oktober 1956 geboren. Im Alter von neun Jahren begann er 1965 seine Fußballkarriere in der 1. Knaben- mannschaft der FSV Lok Dresden. Danach spielte er durchweg in den jeweils ersten Nachwuchs- mannschaften des SC-Einheit-Nach- folgers. Bei den Schülern, in der Jugend und bei den Junioren trat er zumeist im Mittelfeld oder als Stürmer an den Ball. 
 
Mit 17 Jahren kam er 1973 erstmals in der ersten Herrenmannschaft der Friedrichstädter Fußballspiel- vereinigung zum Einsatz, die damals in der DDR-Liga spielte. Dort war sein Trainer der alte Haudegen Harry Arlt, der 1953 DDR-Oberliga-Torschützen- könig gewesen war. Nach einem kurzen Intermezzo in der Zeit seines „NVA-Ehrendienstes“ bei der ASG Vorwärts Dessau, mit der er 1976/77 sogar Staffelsieger in der DDR-Liga wurde, blieb Siggi bis zur Saison 1983/84 bei der FSV Lok. Er war ununterbrochen Stammspieler und sorgte als Stürmer über die linke Außenseite für Gefahr. 

Seine Spielweise war geprägt durch unermüdlichen Einsatz, der in eine Vielzahl entscheidender Tore mündete und nur mit unfairen Mitteln gebremst werden konnte. „Deshalb bin ich den älteren Sportfreunden und damaligen Anhängern der FSV Lok auch als der so genannte Elfer-König bekannt“, erinnerte sich Siggi noch Jahrzehnte später. Es gab fast kein Spiel, wo er nicht einen Elfmeter erzwang. Neben seinen eigenen Toren trug dies oft entscheidend zum Spielausgang bei. 

Auch die Presse feierte ihn regelmäßig. Montags war sein Name im Sportecho oft fett gedruckt, wenn er mal wieder aus seinem Kollektiv als bester Spieler herausstach. Auch an die Spielzeit 1977/78, als er nach seiner Armeezeit wieder zurück war, erinnerte sich Siggi gern zurück. Er konnte seinen Erfolg aus der Vorsaison wiederholen und feierte wieder einen DDR-Liga-Staffelsieg – diesmal mit der FSV Lok. In der gleichen Saison drang er mit den Friedrichstädtern sogar bis ins Achtelfinale des FDGB-Pokals vor, nachdem man unter anderem den langjährigen Oberligisten Wismut Aue ausgeschaltet hatte. Das Aus kam erst gegen Dynamo Dresden – die wohl beste Dynamo-Mannschaft aller Zeiten, die damals auch den Meistertitel holte. 

Nach dem mit 1:7 verlorengegangenen Hinspiel im Heinz-Steyer-Stadion vor immerhin 20000 Zuschauern schrieb Sportreporter und Ex-Vorwärts-Berlin-Akteur Rainer Nachtigall in seinem Spielbericht im Sportecho einige Zeilen, auf die Siggi stolz sein konnte: „Langeweile kam zu keinem Zeitpunkt auf und Höhepunkte waren die Mittelfeldduelle zwischen Häfner und Meise, der dem Nationalspieler kaum Entfaltung zu seinen effektvollen Dribblings ließ und bis zum Schluß kräftemäßig voll mithielt“.
Die folgenden Jahre waren leider durch schwere Verletzungen geprägt. Siggi musste mehrere Knie-Operationen über sich ergehen lassen. Mit gerade mal 28 Jahren verabschiedete er sich deshalb 1984 vom Leistungsfußball, nachdem er jahrelang in der zweiten Liga gespielt hatte. Udo Post überredete ihn damals im Rahmen eines Volkssportturniers, zum Bezirksklässler Motor Trachenberge zu wechseln. Bei einem Viertligisten war der Leistungsdruck natürlich wesentlich geringer.

Für Motor war Siggi natürlich eine echte Verstärkung. Bis Mitte der 1990er Jahre spielte er ununterbrochen in der ersten Männermannschaft. Erst mit 40 Jahren wechselte er zu den Alten Herren. Auch dort war er bis zu seinem endgültigen verletzungsbedingten Ausscheiden durch zwei erneute Knie-OPs in den Jahren 2005 und 2006 ein ständiger Aktivposten. Neben dem leider ebenfalls viel zu jung verstorbenen Matthias Stephan erzielte er die meisten Tore. Fast in jedem Spiel konnte er einen eigenen Treffer bejubeln. Mit dabei war er auch 2000 und 2001, als die Trachenberger Seniorenelf von der zweiten Stadtklasse in die Stadtliga durchmarschierte.


Auch nach seinem Karriereende blieb Siggi, der von Beruf Diplomfinanzkaufmann war, der SG Motor treu. Regelmäßig traf man ihn bei Heimspielen an, außerdem war er Sportförderer und Gönner der ersten Herrenmannschaft. 


Am 7. August 2010 ging Siegfrid Meise für immer von uns. Er hinterließ seine Frau, zwei erwachsene Kinder und seine Eltern. Und viele todtraurige Sportkameraden.

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